HERZ BLUTIG – Im Gasthaus zum unruhigen Schlummer
Wo die Elektro-Zither zetert: Der Musiker und Klangkünstler Klaus Karlbauer hat ein atmosphärisches „Wiegenlied für den Nachtmahr“ eingespielt.
Profil Stefan Grissemann (09.05.2021)
Angezerrt wie eine Rockgitarre pflügt sich die selbstgebaute Elektro-Zither durch zerzaustes Klanggelände: Der in Kärnten geborene, in Wien umtriebige Multiinstrumentalist und Multimedialdenker Klaus Karlbauer, sozialisiert in den 1980er-Jahren zwischen Experimentalfilm, Neuer Musik, Performancekunst und Avant-Popbetrieb (etwa mit Wolfgang Mittlerer im gemeinsamen Bandprojekt Hirn mit Ei), neigt zu unkonventionellen Kompositionen. Sein jüngstes, wie gewohnt in Eigenregie veröffentlichtes Album, genannt „Wiegenlied für den Nachtmahr (digital ist es bereits verfügbar, als Vinylpressung soll es ab 20. Mai erhältlich sein), wird der von Heimo Zobernig gestalteten Cover-Antiidylle aus Erde, Laub und Altmetall gerecht. Karlbauers eigensinnige Musik ist mythologisch unterfüttert: „My Rheingold“ heisst der Opener, „Orpheus’ Complaint“ der Schlusssong. Dazwischen versunkene Klänge mit regelwidrig integrierter Bassklarinette, viel Meta-Americana und Ambient-Aura: Im Gasthaus zum unruhigen Schlummer wird man spätnachts noch mit leicht vertippter Kammermusik beschallt. Am Ende wird Pathos mobilisiert, ein Exodus fantasiert und Herzblut tragisch vergossen. So wird das Nachtgespenst gebannt und in den Schlaf gesungen: Das störrische Wiegenlied tut seine Wirkung.
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