In den Feedbacks zu Nachtblau taucht wiederholt und vermehrt der Vergleich mit Brecht/ Weill auf, manchmal auch der Hinweis auf Lotte Lenya. Ehrenvoll, selbstredend, aber auch verwirrend weil von uns nicht beabsichtigt. Ja, wer bin den du nun eigentlich? Bin ich der Brecht oder der Weill, ist Rosivita Brecht und Weill gleichzeitig oder bin ich gar die Lotte Lenya? Mehr Fragen als Antworten.
Virgil Moorefield über Nachtblau
Erster Eindruck: sauberer Pop, sauber produziert. Rosi hat eine sehr ansprechende, natuerlich klingende, unterhaltende Stimme.
Die Lyrics haette ich lieber durchwegs auf deutsch gehoert, aber ich bin vielleicht ein besonderer Fall (spricht deutsch, lebt in USA, ist Amerikaner, schweizerisch angehaucht…und neuerdings sogar auch irischer Staatsbuerger).
Ich betrachte Rosi als chansonniere, vielleicht ein bisschen in der Tradition von Lotte Lenya. In diesem Zusammenhang ist die Musik (english) very effective, because it supports the vocals without ever getting in the way. The drums sound great, and I like the really low mix of your Korg (a Hammond B3 imitation?). The clarinet freakout (track 5?) shows another side of Klaus!
Virgil Moorefield – Composer , Producer and Sound Artist
Writings: „The producer as composer “ (MIT Press)
Nachtblau Kleine Zeitung Ilse Schneider
Klaus Karlbauer schlägt stilistische Kapriolen mit neuer CD
Karlbauer hat sich verpuppt und heraus kam Karlbauer. Vorbei die Zeiten, in denen der Villacher mit Produktionen wie „forgetme_not" oder „Gilles de Rais" die szenischen Grenzen zeitgenössischer Komposition abtastete. Karlbauer goes Pop.
„Nachtblau ist die Farbe meines Zorns“ heißen die 12 Songs, die der Medienkünstler gemeinsam mit Ehefrau „Rosivita„ als Texterin und Sängerin sowie weiteren drei Musikern im Wiener Porgy & Bess präsentierte. Jeder Song ist eine kleine Geschichte. Eine Frau reflektiert über sich, verlorene Beziehungen und verspielte Hoffnungen. Desillusionistische, zornige Texte rebellisch, selbstzerstörerisch, aber auch traumhaft. Da hat es eine Unterdrückte endlich gewagt, sämtliche Zwänge abzuwerfen und aufzubegehren. Rosivita trägt ihre Texte eindringlich glaubhaft vor, schreit sich damit vielleicht einen Teil ihrer eigenen Seele hinaus. Die Stimme ist angenehm, wenn auch ein wenig sprechfaul und bei leisen Stellen zu hauchig in der Tiefe, hat aber ihre berührenden Klangfarben, die Rosivita insgesamt zahlreich einsetzt. Von der Band kommt harmonisch und schmuseweich Traditionelles, mitunter auch schräg Experimentelles, alles bunt und nicht ungeschickt abgemischt, weit weg vom herkömmlichen Karlbauer und doch, hat man anderen Stücken aufmerksam auf den Grund gehört, durchaus als logische Entwicklung zu hören. Karlbauer auf dem Weg in eine entschlackte Reifephase.
Allerdings versucht Karlbauer mit der Bezeichnung „Multimedia-Rock-Performance„ auch gewissen, an früheren Stücken erarbeiteten Begriffen treuzubleiben. Davon ist diese Präsentation jedoch weit entfernt. Daran ändert auch der absolut entbehrliche Videofilm nichts, der nicht zuordbare, gallertartige Stoffe vor einem Ausbruch zeigt. Die Musikperformance alleine wäre stark genug.
„Nachtblau ist die Farbe meines Zorns", heute Samstag, 25, März, und morgen Sonntag, 26. März 2006, Porgy & Bess, Riemergasse 11, 1010 Wien, jeweils 19.00 Uhr, Kartenreservierung: 015128811
CD Rosivita: „Nachtblau", erhältlich bei HOANZL, Proschkogasse 1/12, 1060 Wien, www.hoanzl.at