Nachtblau ist die Farbe meines Zorns
Dornröschen erwacht vorzeitig und muss feststellen, dass die Zeit nicht stehengeblieben ist und dass sie nicht mehr 15 sondern 40 Jahre alt ist!
Warum weigerte sich Dornröschen, weiter zu schlafen? Wovon hat sie geträumt und was spielte sich wirklich im rosenverwachsenen Schloss ab?
Warum hat der Zauberschlaf bei Dornröschen nicht gewirkt? War es etwa nur ein vorbereitender Schönheitsschlaf, um für das programmierte Happy End inkl. Prinz, Hochzeit etc. fit zu sein? Ein Anti – Aging – Programm, durchgeführt auf einer gestylten Wellness – Liege?
Warum hat Dornröschen das "Herausfallen aus der Zeit" nicht als Chance für eine Veränderung wahrgenommen?
Märchen sind Pop
Das alles haben bereits die Gebrüder Grimm im frühen 19. Jahrhundert erkannt. Ihre verharmloste Dornröschen – Märchenversion wurde zum Mythos und damit Teil des kollektiven (Unter -) Bewusstseins.
Pop ist was massentauglich ist
Aktualität erlangt dieser Mythos durch die zwangsverordnete, von älteren Herren definierte, Jugendkultur unserer Zeit:
Hier erscheint Dornröschen als Ikone, die uns durch ihre Passion die Last abnimmt, selbst erwachsen zu werden.
Durch die obsessive Fixierung auf den Status jung & Pop tritt die ultimative Erstarrung ein: Nichts darf sich entwickeln, verändern, altern…
Warum wurde die Wahrheit unter den Tisch gekehrt?
Es gibt Zeugnisse zum Dornröschen – Mythos, die eine weit deutlichere Sprache sprechen:
In allen Kulturen war der magische Zauberschlaf ein Symbol für die Initiation, d.h. die Selbstwerdung einer Persönlichkeit und somit das Verlassen der Konventionen.
Massentauglichkeit verkraftet keine Komplikationen
Initiation mit allem was dazugehört, als leid- und lustvoller Prozess, das ist das eigentliche Thema dieses Mythos.
Ein initiiertes Dornröschen "scheißt auf alle Prinzen" und will auch nicht in alle Ewigkeit leben.
© 2005