Update:
Der Film #multimedialerdemokratiechor (33 min) von Klaus Karlbauer verknüpft alle Projektstufen zu einer audiovisuellen Komposition. English Version
Premiere: 19. September 2024 im kärnten.museum.
Von 20.9. bis 24.11.2024 täglich um 11.00 Uhr, 14.00 und 17.00,
Do. zusätzlich um 19.00
Zu diesem Anlass erscheint auch ein Projekt-Katalog
Die installative Arbeit „Die Anderen“ in der Burgkapelle des MMKK ist die räumliche wie performative Reflexion einer Winterreise zum Jahreswechsel 2018/2019 in das Fremde, Unbekannte und Ungeplante, in all ihren Verzweigungen, innerlich wie äußerlich.
Karlbauer begleitete das junge Roma-Paar Cornel und Gratiela auf seinem Heimweg nach Sălătrucu in Rumänien, um anschließend eine Zeit lang mit ihnen in der Roma-Siedlung zu leben – eine Reise jenseits der Worte, Google Translate als Vermittler. Die subjektiven Erfahrungen hat der Künstler in Form eines Logbuches festgeschrieben. Sie dienen als literarische Grundlage für die multimedial agierende Installation, die unterschiedliche Assoziationsketten in Gang setzt. Im Zentrum dieser Auseinandersetzung steht das Durchlaufen, das Vermengen und Überwinden konträrer Wirklichkeiten und Realitäten. Eine Erfahrung, die das Eigene ins Fremde überträgt. Denn zentrales Thema von „Die Anderen“ ist die Frage nach dem Verhältnis vom ICH zu DEN ANDEREN. Die Begegnung mit den rumänischen Roma steht stellvertretend für unseren Umgang mit DEN ANDEREN.
Plötzlich bin ich „Der Andere“, der nichts versteht, die Sprache nicht beherrscht, mit den Sitten und Bräuchen nicht vertraut ist, der die Codes weder lesen noch deuten kann. Plötzlich muss ich in den Überlebensmodus wechseln, um nicht unterzugehen, um nicht verschüttet zu werden von der Flut an Eindrücken, auf die ich in keiner Weise vorbereitet bin. Ich bin weder Anthropologe noch Ethnologe, noch Politikwissenschaftler, noch ein Kreuzritter der Political Correctness, ich bin hier, weil ich den beiden helfen wollte, und weil ich von zu Hause flüchten wollte. (Ada Karlbauer)
Wo die Elektro-Zither zetert: Der Musiker und Klangkünstler Klaus Karlbauer hat ein atmosphärisches „Wiegenlied für den Nachtmahr“ eingespielt.
Profil Stefan Grissemann (09.05.2021)
Angezerrt wie eine Rockgitarre pflügt sich die selbstgebaute Elektro-Zither durch zerzaustes Klanggelände: Der in Kärnten geborene, in Wien umtriebige Multiinstrumentalist und Multimedialdenker Klaus Karlbauer, sozialisiert in den 1980er-Jahren zwischen Experimentalfilm, Neuer Musik, Performancekunst und Avant-Popbetrieb (etwa mit Wolfgang Mittlerer im gemeinsamen Bandprojekt Hirn mit Ei), neigt zu unkonventionellen Kompositionen. Sein jüngstes, wie gewohnt in Eigenregie veröffentlichtes Album, genannt „Wiegenlied für den Nachtmahr (digital ist es bereits verfügbar, als Vinylpressung soll es ab 20. Mai erhältlich sein), wird der von Heimo Zobernig gestalteten Cover-Antiidylle aus Erde, Laub und Altmetall gerecht. Karlbauers eigensinnige Musik ist mythologisch unterfüttert: „My Rheingold“ heisst der Opener, „Orpheus’ Complaint“ der Schlusssong. Dazwischen versunkene Klänge mit regelwidrig integrierter Bassklarinette, viel Meta-Americana und Ambient-Aura: Im Gasthaus zum unruhigen Schlummer wird man spätnachts noch mit leicht vertippter Kammermusik beschallt. Am Ende wird Pathos mobilisiert, ein Exodus fantasiert und Herzblut tragisch vergossen. So wird das Nachtgespenst gebannt und in den Schlaf gesungen: Das störrische Wiegenlied tut seine Wirkung.